„Um zu tun, was man möchte, braucht es mehr als nur den einen Weg, den man kennt, und sei er auch noch so gut.“ (M. Feldenkrais)

Warum Reiten mit Handicap - heil werden an Schönem

 

Die Zügel seines Lebens nach einem Schlag wieder selbst in die Hand nehmen bedeutet, wieder selbstbestimmt und eigenverantwortlich sein Leben und seine Aktivitäten zu planen und zu realisieren, wenn auch eingebettet in das Umfeld eines Teams von Freunden, Helfern und Partnern.

Dazu ist es nötig, sich darauf zu besinnen, was es Schönes im Leben gibt, was einem selbst wichtig ist, was man selbst bereit ist dafür zu tun, damit man seine Wünsche unter neuen Vorzeichen selbstbestimmt und möglichst selbständig wieder umsetzen kann. 

Neue Wege beschreiten, gegebene Limits erkennen und lernen, damit umzugehen. nur weil die Autobahn gesperrt ist, muss keiner zwangsläufig darauf verzichten, ans Ziel zu kommen.

Auf diesen "Umwegen" finden oft die kostbarsten Begegnungen, Erfahrungen  und schöne Momente statt. 

 

Reiten mit Handicap  -  wie alles begann  

 

Seit meiner Kindheit liebe und pflege ich den Umgang mit Pferden. Ich bewegte mich unbeschwert mit ihnen und genoss ihre Gegenwart.

2007 riss mich eine Hirnblutung plötzlich aus meinem bisherigen Leben. Nichts ging mehr. Alles war anders. Ich musste mühsam wieder lernen zu atmen, zu schlucken, zu hören und zu sprechen. Ein langer Weg lag vor mir, bis ich  meine Glieder wieder einigermaßen wieder selbständig gebrauchen konnte.

Sobald es möglich war, verbrachte ich wieder Zeit mit meinen Pferden. Ich konnte und kann bis heute weder putzen noch satteln oder aufsteigen, aber durch meinen Sohnes, ausgebildeter Pferdewirt, Traine B, Tainer im Reitsport für Menschen mit Behinderungen und für Gesundheitssport mit und auf dem Pferd, gelange es mir nach und nach wieder zu reiten.

Ich erlebte am eigenen Leib, wie unglaublich heilsam es ist, auf dem Rücken eines Pferdes Bewegungen zu spüren, die sich im eigenen Körper fortsetzen und diesen aktivieren. Ich bekam neue Lebenskraft und Energie.

Hätte ich keine eigenen Pferde gehabt und keinen eigenen Übungsleiter, wäre ich wahrscheinlich nach meinem Schlaganfall nie auf die Idee gekommen, eines Tages wieder auf ein Pferd zu klettern. Ich hatte aber dieses Glück, und so durfte ich die wunderbare Erfahrung machen, wie heilsam, beruhigend und aufbauend das Reiten und die Beschäftigung mit dem Pferd sind für einen Menschen mit Handicap. Aus dieser unvergesslichen Erfahrung heraus wuchs mein Traum. Der Traum, auch anderen Menschen dieses Erlebnis zu schenken.

Von  Oktober 2009 bis 2020 wurde daraus die Selbsthilfegruppe Reiten mit Handicap“ (RmH). ( siehe Archiv)

Nach insgsamt 11 Jahren darf ich dankbar auf die wunderbare Erfahrung zurückblicken, wie heilsam es für einen selbst ist, Schönes mit anderen zu teilen. Aber jedes Ding hat seine Zeit und so verabschiede  ich mich aus der Organisation der Selbsthilfegruppe  Reiten mit Handicap.

Den Pferden, den Freunden, die ich gewonnen habe bleibe ich auch in der Zukunft treu.

 

 

Ein Trainer für Reiten mit Handicap

 

Um Menschen mit Handicap im Reiten zu unterweisen, bedarf es Vorsichtsmaßnahmen und Kenntnissen, wie  ein Trainer mit besonderen Zusatzqualifikationen im Bereich „Reiten als Sport für Menschen mit Behinderungen“  und im "Gesundheitsport mit Pferd" diese  vorweisen kann.

Peter Swoboda  (Pferd & Service), über 11 Jahre Übungsleiter der SHG Reiten mit Handicap, besitzt diese Qualifikationen des Deutschen Kuratoriums für therapeutisches Reiten (DkThR) und der FN sowie die zusatzausbildung Gesundheitssport mit und auf dem Pferd. Als geprüfter Pferdewirt konnte er  sowohl die behindertengerechte Ausbildung der Pferde  als auch deren dringend notwendiges Ausgleichstrainin  übernehmen. An dieser Stelle sei ihm ein herzliches Dankeschön gewidmet .

 

Pferde für „Reiten mit Handicap“ 

 

Pferde besitzen angeborenermaßen eine natürliche Neigung, hilfebedürftige Menschen zu beschützen. Diese Natur der Pferde ist ein wesentlicher Grund dafür, dass ich „Reiten mit Handicap“ ins Leben rufen konnte, denn 

Pferde haben keine Vorurteile. Sie sehen das Innere eines Menschen. Darauf reagieren sie. So schaffen Pferde eine Atmosphäre, die gerade für gehandicapte Menschen erholsam und beruhigend ist. "Auf dem Pferderücken hat jeder Mensch vier gesunde Beine", sagte Pfarrer von Dietze und beschreibt damit eindrucksvoll die Möglichkeiten von „Reiten mit Handicap“.

Meine Pferde wurden von jung auf neben einen regulären grundsoliden Basisausbildung auf den späteren Einsatz für den Einsatz als Therapiepferd vorbereitet.

Feine Hilfengebung sowie die Gewöhnung an einen Dialog mit dem Reiter durch unabhängigen und losgelassenen Sitz in ihrer Grundausbildung sind die Voraussetzungen, damit später auch Menschen mit Handicap sicher und ohne Kraftaufwand selbständig reiten können.

So ausgebildete Pferde sind perfekt auf Reiter mit Behinderung eingestellt. Sie sind zusätzlich gewöhnt  an Gehhilfen, Tretroller oder Rollstuhl. Sie versuchen selbst kleinste Hilfen umzusetzen und zu verstehen und reagieren äußerst sorgsam auch auf ungeschickte und langsame Bewegungen. Meine Pferde sind dem Menschen zugewandt, sehen ihn als einen Teil Ihrer Herde, auf den sie acht geben und den sie beschützen.